So, heute ist der erste Juni 2013 und damit war gestern der letzte Tag meiner geplanten dreimonatigen Abstinenz von Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen, Eiklar, Käse. Mein Fazit ist ganz klar positiv. Es ging mir im Durchschnitt definitiv besser als sonst, und wenn es mir mal nicht gut ging, konnte ich meistens – zumindest nach einiger Zeit – den Übeltäter ausmachen. Alkohol ist zum Beispiel nicht so gut verträglich, zu viel Süßes (Honig, Früchte) rächt sich ebenfalls, und Tomatensauce ist auch so ein Kandidat, der mit Vorsicht zu genießen ist. Im Großen und Ganzen werde ich diese Diät beibehalten, aber vielleicht esse ich doch mal wieder Rohmilchkäse ab und zu. Wobei ich eigentlich durch Joghurt und Kefir schon recht viele Milchprodukte zu mir nehme, also will ich es damit nicht übertreiben. Ich werde mir vielleicht mal eine noch kleinere Kastenform zulegen, um ganz kleine Brotlaibe backen zu können, damit meine (Nussmehl-)Brote nicht schlecht werden, wenn ich seltener davon esse.
Kefir
Damit komme ich gleich zu der nächsten Neuerung, von der ich berichten möchte. Ich mache jetzt seit ungefähr 3 Wochen Kefir und trinke den jeden Tag. Kefir ist bei der SCD eigentlich nicht erlaubt, wobei Elaine Gottschall diese Entscheidung später auf der Long-Island-Mailing-Liste etwas relativiert hat, indem sie sagte, sie könne Kefir aufgrund des Restlaktosegehalts erst empfehlen, wenn ein Patient beschwerdefrei sei. Nun ja, das ist natürlich fast schon eine komische Aussage, denn wenn es einem super ginge und man keine Beschwerden hätte, würde man wohl kaum nach einer weiteren Quelle von Probiotika suchen. Ich trinke den Kefir ja nicht, weil er so lecker ist, sondern weil ich meinem Darm damit etwas Gutes tun will und hoffe, dass die Vorteile gegenüber dem Nachteil der Restlaktose überwiegen. Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass dies absolut der Fall ist.
Sauerkraut und Fermentation
Dies ist aber noch nicht alles aus dem Kapitel „Probiotika-Abenteuer“. Ich habe auch vor etwas über 3 Wochen Sauerkraut angesetzt. Für die, die es nicht wissen: ebenso wie Kefir handelt es sich bei Sauerkraut um ein vergorenes Lebensmittel. Gärung oder auch Fermentation passiert im Falle von Sauerkraut (im Gegensatz zum Joghurt und Kefir, bei dem die Gärorganismen bewusst zugesetzt werden) mit Hilfe von natürlich in der Luft und auf den Lebensmitteln vorkommenden Mikroorganismen, vorwiegend Bakterien und Hefen. Dadurch ist der Gärprozess mehr dem Zufall überlassen, aber es entsteht auch ein besonders vielfältiger und ausgewogener „Zoo“. (Bei Kefir sind es ja die so genannten Kefirknollen, die man der Milch zusetzt und die aus ihr innerhalb von 24 Stunden den Kefir machen. Kefirknollen sind, wenn ich es recht verstehe, so etwas wie ein symbiotisches Gebilde aus einer relativ großen Vielfalt von Bakterien und Hefen. Deswegen riecht Kefir auch immer ein bisschen nach Hefeteig und enthält auch ein kleines bisschen Alkohol.) Bei der Gärung wird v.a. Zucker verstoffwechselt und es entstehen saure oder auch alkoholische Stoffwechselprodukte, wie z.B. im Falle von Sauerkraut die Milchsäure (da es sich vorwiegend um Milchsäurebakterien handelt). Im Laden gekauftes Sauerkraut ist fast immer pasteurisiert (es sei denn, es steht im Beutel im Kühlregal) und enthält keine lebendigen Bakterien mehr. Rohes, ungekochtes Sauerkraut hingegen ist eine reiche Quelle nützlicher Bakterien. Nützlich sind sie vor allem, weil sie schädlichen (krankmachenden) Organismen (Pathogenen) den Lebensraum im Darmlumen streitig machen. Die meisten Probiotika siedeln sich im Darm nicht dauerhaft an, aber während ihrer Durchreise nützen sie uns trotzdem sehr.
Dann möchte ich natürlich berichten, wie es mit dem Biofilm weitergegangen ist. Während der Einnahme von Interfase PLUS ging es mir eigentlich fast die ganze Zeit hervorragend. Als es dann alle war, wollte ich noch nicht mit dem Biofilmabbau aufhören, da ich wusste, dass es eine zähe Sache ist und sicher nicht innerhalb von einem Monat erledigt. Aber EDTA wollte ich nicht weiter nehmen. Also habe ich Kirkman Biofilm Defense bestellt. Das habe ich dann 2-3 Wochen ohne nennenswerte Ereignisse eingenommen. Mir ging es gut. Von einem Tag auf den anderen habe ich jedoch tierischen Durchfall bekommen ‑ wirklich flüssig wie Wasser. Ich fühlte mich quasi wie am Tag vor der Darmspiegelung und das 10 Tage lang. Blut war nicht dabei und Bauchschmerzen hatte ich auch keine. Es war merkwürdig. Ich musste auch nicht öfter als dreimal am Tag auf Toilette, aber eben dann „im Strahl“. Ich hab – was als CEDler nur natürlich ist – reflexartig Panik geschoben, obwohl mir schon klar war, dass das auch mit „die-off“ (Massensterben von Plagegeistern) zusammenhängen könnte.
Am Ende hab ich dann mit Biofilm Defense aufgehört und innerhalb von 48 Stunden war der Durchfall weg und mir ging es wieder prima. Merkwürdig! So richtig zu deuten weiß ich es noch nicht. Es war wohl sicher eine „die-off“-Reaktion, aber bedeutet das jetzt, dass ich es schon übertrieben hatte, oder dass ich mitten drin war, oder dass es gerade erst anfing zu wirken? Wie immer gibt es eigentlich niemanden, den ich fragen kann. (Ist schon doof, wenn man unfreiwillig ständig als Pionier unterwegs ist!) Eigentlich war ja der Plan, zwischendurch dann immer FMTs zu machen und vor allem gegen Ende der Biofilmbehandlung. Da diese aber nun ein so abruptes Ende nahm, sind wir gar nicht dazu gekommen. Ich bin noch nicht so sicher, wie es jetzt weitergehen soll, aber irgendwie bin ich mit dem Thema wohl noch nicht fertig.
Hier gibt es eine deutschsprachige Facebookgruppe zum Thema SCD;
und hier gibt es für die, die nicht auf Facebook sind, eine Yahoo-Mailingliste;
und hier habe ich eine Definition geschrieben.
lavidalocateam meint
[…] Jeder Enterotyp stellt auf eigene Weise die Energieversorgung sicher, und ist optimal an den jeweiligen Wirtsorganismus angepasst. Unsere mikrobiellen Mitbewohner arbeiten mitunter auf verschiedenen Ebenen mit uns zusammen und haben damit Einfluss auf die gesundheitliche Verfassung. Je mehr über die Auswirkungen des menschlichen Mikrobioms bekannt werden, desto näher rückt die Möglichkeit zur Verbesserung der individuellen medizinischen Versorgung und zum Beitragen einer individuellen Ernährungsempfehlung oder gar Ernährungsumstellung, die sich je nach Darmtyp richtet. […]